Welche Gefahren lauern beim Aufentern?
Je größer das Segelboot, desto höher ist auch der Mast. Das Aufentern ist ein echter Kraftakt, insbesondere, wenn noch Seegang und Wind dazukommen. Eine fehlende körperliche Fitness und Ängste sind dabei die größten Feinde. Wer sich unsicher ist, sollte den Aufstieg nach Möglichkeit unterlassen.
Bei jedem Seegang, egal ob hohe Wellen oder lediglich sanftes Geschaukel, und bei jeder kleinen Welle kann ein falscher Tritt oder Griff gefährlich werden. Unterschätzen Sie auch nicht, dass die stete Feuchtigkeit Masten, Seile, Griffe und Trittstufen rutschig macht. Das, gepaart damit, dass Sie nicht nur dem Seegang, sondern auch den Windkräften beinahe schutzlos ausgesetzt sind, erfordern eine gute Vorbereitung und hochwertige Hilfsmittel. Ohne Sicherung den Mast hochzuklettern, ist riskant und sollte den Stuntteams in Filmen überlassen werden.
Hinzu kommt, dass sich so manches Tier in der Takelage und auf dem Mast wohlfühlt. Vögel haben mitunter den Mast als Nistplatz auserkoren. Auch Spinnen tummeln sich gern zwischen den Seilen. Sie sollten also darauf vorbereit sein, beim Aufstieg Bekanntschaft mit dem einen oder anderen tierischen Lebewesen zu machen. So minimieren Sie riskante Schreckmomente.
Mit den richtigen Vorbereitungen sicher nach ganz oben
Mit einer guten Vorbereitung ist bereits die halbe Arbeit getan. Sind Sie beim Auf- und Abstieg Hinauf- und Hinunterklettern bestens abgesichert, können Sie sich voll und ganz auf die Aufgaben in luftiger Höhe konzentrieren. Um passende Hilfsmittel und Techniken zu finden, lohnt nicht nur der Blick in die Welt der Segler, sondern auch ein Exkurs zu den Bergsteigern. Gerade hinsichtlich der Kletterhilfen.
Das Aufentern in den Mast unterscheidet sich im Prinzip nicht vom Klettern entlang einer Steilwand oder hinauf in eine Baumkrone. Sicherungsseile, Flaschenzüge, Winden, etc. sind auch an Bord die richtige Wahl, um die Mastspitze zu erreichen. Es gibt dennoch eine Reihe von Aufstiegshilfen, die speziell für die Seefahrt konzipiert wurden.
Ohne die Hilfe Dritter aufentern
Bei sehr großen Segelbooten mit ihren sehr hohen Masten sind Teleskop-Mastlift-Systeme, mit denen Sie ohne Hilfe weiterer Personen in den Mast gelangen, eine gute Möglichkeit. Damit sind Sie unabhängig von Ihrer Crew. Maststufen und -leitern erleichtern das selbstständige Hochklettern zu Fuß ebenfalls.
Aufentern in Teamarbeit
Ein solider Bootsmannsstuhl ist ebenfalls ein gutes Hilfsmittel, insbesondere, wenn Sie oben Reparaturarbeiten verrichten müssen. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Sitzvorrichtung. Den Bootsmannsstuhl gibt es in unterschiedlichen Varianten – von einfachen Klettergurten bis hin zu Sitzen mitsamt Lehne und integrierter Werkzeugtasche. Alle verfügen über einstellbare Riemen, die zwischen den Beinen hindurchgeführt werden, damit der darin Sitzende nicht herausrutschen kann. In die Laschen oder, wenn vorhanden, Taschen, werden die benötigten Werkzeuge eingehängt. Auf diese Weise können Sie oder Ihr Crewmitglied sicher und bequem mitsamt Ausrüstung in den Mast gezogen werden und die Arbeiten in komfortabler Position durchführen.
Über hochwertige und leicht laufende Winschen, spezielle Seilwinde in der Schifffahrt, wird der Mast-Kletterer mithilfe von einer oder mehreren Personen an Deck kräftesparend am Mast hochgezogen.
Sicherung ist das A und O
Vergessen Sie niemals, sich zusätzlich zu sichern – wie Bergsteiger auch. Es kann passieren, dass die Winsche bricht, das Fall (Segelbegriff für Tau oder Seil) reißt oder Sie am Mast ohnmächtig werden.
Erste Sicherung
Verwenden Sie einen Bootsmannsstuhl, machen Sie das Fall mithilfe eines Palsteks direkt an der entsprechenden Sicherungsvorrichtung am Stuhl fest. Wie dieser Knoten geht, können Sie in unserem Ratgeber zur Knotenkunde nachlesen.
Zweite Sicherung
Die zweite Sicherung sitzt am besten direkt am Mann. Entweder legen Sie das Sicherungsseil über einen Feuerwehrrettungsknoten um sich oder verknoten es mit einem Palstek-Knoten am Lifebelt, den Sie zusätzlich tragen.
Dritte Sicherung
Eine dritte Sicherung ist notwendig, damit Sie, während Sie hoch oben im Mast arbeiten, nicht unkontrolliert hin- und herschwingen. Selbst kleinste Wellenbewegungen bedeuten viele Meter über Deck einen ausladenden Schwingradius – und das kann schnell gefährlich werden. Mit einem Sicherungsgurt, den Sie einmal um den Mast legen, bleiben die Pendelbewegungen minimal. Ebenso reduziert ein weiteres Seil, das unten an Deck befestigt wird, das Verletzungsrisiko.
Aufmerksame Helfer an Deck
Entern Sie niemals alleine auf. Mindestens ein Helfer sollte unten am Mast stehen, das Sicherungsseil halten, die Winsche bedienen und bei all dem niemals den Mast-Kletterer aus den Augen lassen. Wichtig ist auch eine gute Kommunikation – am besten über festgelegte, klare Handzeichen. Denn: Hoch oben pfeift der Wind durch die Segel. Haben Sie oben ein Problem, wird Sie Ihr Mann an Deck nicht verstehen, wenn Sie ihm etwas zurufen. Ihr Helfer sollte also möglichst immer zu Ihnen nach oben blicken, um die relevanten Handzeichen zu sehen.
Sicher wieder nach unten kommen
Wer in den Mast aufentert, möchte natürlich irgendwann auch wieder nach unten. Für das kontrollierte Abfieren (Fachbegriff für abseilen) legt sich die Person an Deck das Fall am besten um den Körper und lässt die Person im Mast händisch nach und nach ab oder betätigt die Kurbelwinsche sicher und zügig.
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